Definition(en) des Raumvorstellungsvermögens

Unterschiedlichste engere und weitere Umschreibungen des Begriffs Raumvorstellungsvermögen werden in der Literatur verwendet. Drei typische Beispiele dafür sind:

    • Spatial ability generally refers to skill in representing, transforming, generating, and recalling symbolic, nonlinguistic information (Linn & Petersen, 1985).
    • Spatial ability, defined by a capacity for mentally generating, rotating, and transforming visual images, is one of the three specific cognitive abilities most important for developing expertise in learning and work settings (Park et al, 2010).
    • Anschaulich kann Raumvorstellung umschrieben werden als die Fähigkeit, in der Vorstellung räumlich zu sehen und räumlich zu denken (Maier, 1994).

Nugent (2013) fügt hier noch eine weitere Facette hinzu, nämliche die der räumlichen Orientierung: Spatial ability is the ability to perceive and to orient your body in space and to detect and reason about spatial relationships.

In Allgenmeinen sind der Mehrzahl der Beschreibungen des Raumvorstellungsvemögen gemein, dass diese zwei Grundsäulen ansprechen:

    • Das rein gedankliche Generieren und Bearbeiten (verschieben, drehen, skalieren, spieglen, schneiden, ...) von räumlichen Objekten und
    • Das räumliche Orientierungsvermögen: Einerseits die Fähigkeit, sich in der realen Umwelt orientieren zu können und andererseits sich mental an andere Positionen im Raum versetzten zu können.

Selten wird auch die Vorstufe des Raumvorstellungsvermögens, nämliche die visuelle Wahrnehmung in die Beschreibung/Definition der Raumintelligenz aufgenommen, wie z:b bei Gardner (1991): Räumliche Intelligenz, ist die Fähigkeit, die visuelle Welt richtig wahrzunehmen, die ursprüngliche Wahrnehmung zu transformieren und zu modifizieren und Bilder der visuellen Erfahrung auch dann zu reproduzieren, wenn entsprechende physische Stimulierungen fehlen.

Die visuelle Wahrnehmung und das Raumvorstellungsvermögens sprechen zwei deutlich unterschiedliche Aspekte an:

    • Visuelle Wahrnehmung behandelt Aspekte des realen Sehens und der Fähigkeit des Menschen, die Seheindrücke vom Auge bis in Gehirn weiterleiten zu können und dort aus den Seheindrücken räumliche Objekte identifizieren zu können. Es stehen demnach die anatomischen Grundlagen des realen Sehvorgangs und des neurologischen Identifizierenkönnens von räumlichen Objekten im Fokus der Betrachtungen.
    • Bei der Raumvorstellung hingegen geht es um rein mentales Erzeugen und Operieren mit räumlichen Objekten und der Fähigkeit sich rein gedanklich im Raum orientieren zu können.

Das Raumvorstellungsvermögen wird wie folgt definiert:

Das Raumvorstellungsvermögen ist die Fähigkeit eines Individuums, sich räumliche Objekte rein gedanklich vorstellen und transformieren (z. B. drehen, verschieben, spiegeln, skalieren) zu können und Relationen zwischen mehreren dieser Objekte zu erkennen (z. B. Lage im Raum und Schnitte). Zudem inkludiert Raumvorstellungsvermögen die Fähigkeit eines Individuums, sich rein gedanklich unterschiedliche räumliche Positionen vorstellen zu können, sich demnach rein gedanklich in andere räumliche Positionen hineindenken zu können.  (Maresch, 2022)